1 Corinthians 2

Text: 1.Korinther 2,1-5 Der Apostel führt sie auf seinen unter ihnen zum Glauben gemachten Anfang zurück, und bestätigt dadurch, daß sein Vortrag und Arbeit an ihnen beständig dem Wohlgefallen und der Auswahl GOttes gleich gewesen sei, und sich zum Niedrigen herunter gehalten habe, wobei sich GOttes Kraft und ihre Wirkung desto deutlicher habe verherrlichen können. Oben Kap.1:23 hat er ihnen die allen Knechten Christi bei der Predigt des Evangeliums gewöhnliche Art vorgestellt. Jetzt aber das, was sie an ihm besonders beobachtet haben konnten, wie es nach dem Wohlgefallen GOttes, seine Auswahl zusammen zu bringen, es angegriffen habe. Und zwar geht der Apostel auf den ersten Anfang zurück, damit man nicht meine, er hätte es zuvor anders versucht, und wäre erst durch Erfahrung seiner Schwachheit auf diesen Ton gestimmt worden. Beim Zeugnis GOttes oder bei der göttlichen Predigt nahm sich der Apostel weiter nichts, als das Verkündigen heraus. Die Wahrheit und Brauchbarkeit desselben beruht auf GOttes Aussage, und für die ist durch gesuchten Schmuck hoher Worte nichts zu gewinnen, eher zu verlieren ; und dessen Wahrheit darf man auch nicht durch hohe Weisheit in das spitzfindige Gerede führen, sondern im Gewissen läßt sich dieselbe prüfen. Denn ich habe mich an das allein gehalten euch den Weg des Heils durch den gekreuzigten Christum zu zeigen, daß ich darüber alles Andere hintangesetzt, und wie der Vergessenheit übergeben habe. Damit fielen also hohe Worte und die Wahl anderer Lehren gleich weg. Das hatte eben aber nicht einen Mangel der Fähigkeit auf Seiten Pauli zum Grund, als ob er gar nichts Anderes gewußt, oder es anders anzugreifen verstanden hätte; sondern es ist aus einem wohlüberlegten Urteil geschehen, in welchem er erkannt hat, daß dies für begierige und folgsame Herzen das Beste sei, und das diejenigen, so dem Zeugnis GOttes nichts nachgeben, durch andere Mittel noch weniger gewonnen würden. Indem aber der Apostel JEsum Christum, den Gekreuzigten, in seiner Predigt trieb, so trieb er freilich auch die Absicht und Frucht seines Kreuzes und Todes, wovon also sein Reich und unser Leben unter Ihm in Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht zu trennen ist. JEsu Kreuz, Blut und Tod lassen sich ja nicht ohne sein ewiges Hohepriestertum, wozu Ihn der Vater eingesetzt hat, und ohne das - daraus erwachsene Wort der Versöhnung vortragen, noch glauben. Es ist mißlich, sich in einer Sache für den Haupt - Eiferer zu halten und Anderen die Schuld beimessen, als ob sie der Wahrheit abhold wären, da sie doch in dem schriftmäßigen Ebenmaß aller Wahrheit von Herzen zugetan sind. Mit dem Vortrag in der Lehre kam nun bei dem Apostel auch die ganze übrige Aufführung, Lebens - Wandel, Betragen in der Kleidung, Kost, Einrichtung seines Umgangs zc. überein; was nun Anderen zum Zeugnis werden konnte, auf das durfte sich der Apostel berufen: ich war unter euch. Die Niedrigkeit des Lebens muß immer auch die Lauterkeit des Wortes unterstützen. Wer sich viel Freiheit des Lebens herausnimmt, und sich dort in der Weltförmigkeit weit hinauswagt, der kann auch die Lauterkeit in der Lehre, und den Ruhm vom Kreuz unseres HErrn JEsu Christi schwerlich rein bewahren . Bei der Schwachheit, Furcht und Zittern , deren der Apostel gedenkt, kann man teils an seinen niedrigen Aufzug gedenken, da er zu Korinth wie ein Handwerksbursche auf Arbeit war (Apg.18:3, 1Kor.4:12) , teils auch an die Gefahr der Verfolgung von den lästernden Juden, gegen welche Furcht ihn der himmlische Zuspruch unterstützte (V.9) . Manchmal kann man nach jenem Wort unseres Heilandes: wenn du fastest, so salbe dein Haupt, handeln, mithin wenn es oft am magersten bei uns hergeht, es doch vor den Leuten nicht so merken lassen. Manchmal muß man aber auch die innerliche Furcht bis zum Zittern und Ausbruch in den Leib durchschlagen lassen. Darüber vergeht es Einem, sich auf solche Fündlein zu legen, wie die falsch berühmte Kunst tut. Da bleibt man vor GOtt in eifriger Besorgung dessen, was einem befohlen ist, vermeidet alles Vertrauen auf sich selbst, sieht, daß man den Erfolg seiner Arbeit nicht von seinen Kräften erwarten kann. Wer es wohl erkennt und nicht vergißt, wie unglaublich die Predigt vom Kreuz scheint, und an welchen Haften sie GOtt bei einem selbst im Gewissen anheften muß, der wird selbige gewiß mit Furcht und Zittern, mit Bescheidenheit und Ehrfurcht an Andere bringen, und stets bedenken, daß sich darin nichts erzwingen läßt. Es fragt sich: ob wir unsere Schwachheit, Furcht und Zittern nicht zu viel vertuschen und verkünsteln, und die Lücken, die es oft gibt, zu geflissentlich mit Naturkraft ausfüllen, uns auch vor den Urteilen der Welt zu viel entsetzen, die es einem nicht gut heißt, wenn es nicht immer in einem gleichen Mut, Fertigkeit und Brauchbarkeit fortgeht . Allein wo Leben ist, da gibt es auch Abwechslungen. Ein lebloses Kunststück kann es eher immer auf einen Ton hinaustreiben. Beim Leben hat das Wachstum durch Hindernisse durchzubrechen. Ich möchte es mit Einzelnen allein zu tun, und ihnen ein Wort zu sagen haben, oder es möchte bei der Predigt um Mehrere oder Alle zu tun sein, so ginge es nicht aus dem Vorrat, den menschliche Kunst und Lehrart zu ihrem Vorteil braucht, und womit sie Andere zu gewinnen sucht. Denn solche Worte menschlicher Weisheit können wohl eine Überredung, eine überhingehende Bewegung wirken, die Sache scheinbar machen, aber über eine Weile legt man es doch wieder beiseite; Wahrheit und Lügen bleiben im Gleichgewicht, es kommt zu keinem Ausschlag. - Der stärkste und zur Überzeugung und ganzen Sinnes - Änderung wirksame Beweis des Evangeliums liegt am Geist und an der Kraft. Der in den Aposteln wohnende und wirkende Geist, der ihnen die große Gewißheit, die Freudigkeit, den Sinn des Leidens für die Wahrheit gewährte, der sie so zur Liebe, Sanftmut, Geduld, Mäßigung beim Vortrag und Wandel anhielt; und daher die Kraft die sich nicht nur in Zeichen und Wundern, durch der Apostel Hände gewirkt, von außen bewies, sondern die auch ins Gewissen und Herz zur Erleuchtung und Veränderung des Sinnes eindrang, diese gaben den besten Beweis für das Evangelium ab. Wer eben GOttes Geist und Kraft auf seine Seite bekommen will, der muß sich von allem Vertrauen auf menschliche und fleischliche Vorteile ausleeren. Es ist zu besorgen, es komme in unsren Vortrag und Wandel heutigen Tags zu viel weltliche Beredsamkeit und fleischliche Klugheit hinein, und zu wenig Gebet und Demut, wobei man an GOttes Geist und Kraft allein hängt . Die auf das göttliche Zeugnis gegründete Überzeugung und das darauf gefaßte Vertrauen soll nicht von der Art sein, wie die Überzeugung, die auf den - von menschlicher Weisheit vorgelegten Gründen beruht, und die ein - zur Rührung eingerichteter Vortrag bewirkt, sondern beim Evangelium und dem dazu gegebenen Glauben soll eine Überzeugung sein, die der Heilige Geist im Herzen wirkt, und die solche Veränderung und Früchte nach sich zieht, daraus man die Wirkung der Kraft GOttes erkennen kann. Das ist noch kein wahrer Glaube, der sich mehr auf die natürliche Überzeugung seiner Grund fordernden Vernunft, und nicht vielmehr auf die Unterwürfigkeit unter GOttes Zeugnis und die Wirkung seiner Kraft gründet. Wie weit man noch jetzt beim Vortrag, Beweis und Verteidigung der geoffenbarten Wahrheiten sich der menschlichen Hilfsmittel entschlagen, oder aber selbige dazu nehmen solle, darüber wird ein jeder guter Streiter JEsu Christi seinen Kampf haben. Das Wort GOttes muß noch manche Kraft an uns beweisen, daß Seele und Geist geschieden werde, und jeder in seinen Herzens - Gedanken und in seiner Rede von dem abkomme, darin er sonst seiner natürlichen Neigung nach zu gern und zu viel nachhängt. Text: 1.Korinther 2,6-16 Der Apostel führt das, was er von seiner unter den Korinthern gebrauchten Lehr - und Lebensart bezeugt hatte, noch weiter aus, und zeigt: wie die Einfalt und Niedrigkeit dabei die Sache so gar nicht verächtlich machen, noch Lüsternheit nach anderen Arten erwecken soll, weil im Übrigen doch viel Weisheit in dem einigen Geheimnis liege, wozu uns Christus von GOtt gemacht sei, welches man desto mehr schätzen lerne, je weiter man komme, und mit geistlichen Dingen beim Lehren und Lernen geistlich umzugehen wisse. Der Apostel behauptet demnach, was er im Wort und Predigt am meisten treibe, und am gernsten dabei bleibe, darin finde sich doch Weisheit; und wenn es die auf die wechselnden Moden der Weisheit in der Welt Abgerichteten schon nicht so finden, so gewährt es doch den Vollkommenen, die ein reiferes Urteil zu fällen gestärkt sind, etwas Bewährtes, und fülle alles rechtmäßige Verlangen nach Grund aus. In der Welt wechseln freilich die Kleider - Moden fast nicht so schnell ab, als die Denkungsart der Menschen in Weisheits - und Erkenntnis - Sachen; nach welchen bald steigenden, bald wieder fallenden Grundsätzen und Meinungen man sich freilich nicht richten kann. Wenn sich auch manche Obersten dieser Welt anmaßen, die Sprecher zu sein und den Ton anzugeben in dem, was für gescheit und gemeinnützig gehalten werden soll, und mit dem und Feder als Redner und Dichter Alles mit ihrem Geist und Geschmack erfüllen wollen, und sich oft auch mit ihr falschen Ware am gernsten an die eigentlichen Weltbeherrscher hängen; so kann man eben doch auch die gelehrte Welt nicht anders als auch für einen Teil der Welt ansehen und behandeln, mithin durch den Glauben überwinden. Man sieht aber auch des Apostels Urteil über solche Welt - Obersten: sie vergehen oft recht augenscheinlich. Denn die Meisten davon überleben sich in ihrem Kredit, und das Ansehen ihrer Weisheit, und ihre anfänglich in der Jugend so sehr zum Gefallen eingerichtete Schminke, gibt ein desto wüsteres Alter. Wie weit unterscheidet sich hiervon die heimliche verborgene Weisheit GOttes, deren Unterweisung mit solcher Reinigkeit fließt, daß die freche Vernunft sie nicht schnell ausspionieren kann, sondern daß nur die, so mit der Furcht GOttes den Grund legen, bei von Schritt zu Schritt bewiesenem Gehorsam darein eingeleitet werden. Diese stammt schon aus der Ewigkeit her, und hat dort schon den Grund zu allem Wohlgefallen GOttes abgegeben, und ist eben daher auch keiner Veränderung, wie die Weisheit dieser Welt unterworfen. Ihr Nutzen erstreckt sich auch wieder in die Ewigkeit, und wird sich bei der Vollendung unseres Heils in der Herrlichkeit finden, wenn das Wesen dieser Welt längst vorüber sein wird. Gegen die Stimme dieser Weisheit und ihren Antrag kann man sich freilich durch das Gesuch der Ehre bei den Menschen so befestigen, daß es wie eine Ausnahme anzusehen ist, wenn einer von den Obersten dieser Welt zur Erkenntnis derselben gelangt. An dem Haß ohne Ursache und mit Unverstand, der an dem Herrn der Herrlichkeit ausgebrochen ist, kann man vielmehr sehen, was man von dieser Art von Leuten zu erwarten hat. Mithin geht es eben bei der Predigt von Christo noch immer so, wie geschrieben steht. Es müssen dabei solche Geheimnisse ausgesprochen, und den Menschen zu glauben vorgehalten werden, die über der Menschen Sehen und Hören, Wissen und Verstehen hinaus sind: Die Erscheinung des Sohnes GOttes in der Welt, die durch Ihn ausgesprochenen Geheimnisse des Reiches GOttes, sein Leiden, Sterben, Auferstehen, die Aufrichtung seines Reichs durch Mitteilung seines Geistes in so niedrige Gefäße, die bisherigen Wege und Gerichte GOttes mit seiner Kirche auf Erden, die häufigen Kreuzes - Niedrigkeiten, die aber auf lauter Sieg und Wahrheit hinausgehen zc. Von dem Allen hätte ja nichts in eines Menschen Herz kommen können, wenn es nicht zuerst der Sohn aus des Vaters Schoß verkündigt, nachmals aber der Geist noch weiter verklärt hätte. Was nun dieser Geist lehrt, darf man wohl für das Tiefste und zugleich Nützlichste halten. Wer wird etwas Tieferes und Geheimnisreicheres aufbringen? Wie unentbehrlich aber, und zugleich wie zulänglich diese Offenbarung durch den Geist sei, ist daraus abzunehmen: Die Menschen sind gleicher Natur mit einander, und doch ergründet Keiner den Anderen so, und weiß des Anderen Absicht so, wie der Geist des Menschen. GOtt aber ist einig, und also auch allein sich bekannt. Wie viel unentbehrlicher ist also zu seiner Erkenntnis eine Offenbarung vom Geist GOttes. Wie gründlich aber ist auch das, was der Geist forscht, und mithin auch lehren kann, da Er so gewiß zu GOttes Wesen gehört, als unser menschlicher Geist zu unserem menschlichen Wesen, und Alles mit solcher Gewißheit weiß, als unser Bewußtsein von uns selbst uns Gewißheit austrägt. Was also GOtt über uns in Gnaden verordnet, wozu Er uns seinen Sohn gemacht hat, und was uns auf die Ewigkeit von Ihm bereitet ist, das wissen wir vom Geist GOttes. Der lehrt es, der erweckt auch die Begierde, wirkt den Glauben, befestigt und beruhigt das Herz in dieser Erkenntnis. - Aus Gelegenheit dieses fröhlichen Ruhms kommt nun der Apostel wieder auf seine Hauptsache, nämlich die gottgefällige Gründlichkeit seines Vortrags zu behaupten, worin er sich ganz und gar vom Geist GOttes leiten lasse. Denn weder die Lehren und Sachen selbst, noch auch die - zum Vortrag derselben tauglichen Worte begehrte der Apostel von menschlicher Weisheit herzuhaben, sondern vom Heiligen Geist, von dem er in schriftlichen und mündlichen Vortrag getrieben wurde. Wer aber auch noch jetzt die vom Heiligen Geist erlernten und in ihren Schriften aufbehaltenen Worte der Apostel fleißig liest und erforscht, und sein Herz und Sinn auch sonst unter die Zucht und Leitung dieses Geistes hingibt, der kommt auch in solches Lernen vom Geist hinein; wobei freilich das Nachdenken über die bequeme Einrichtung seines Vortrags und der Gebrauch menschlicher Hilfsmittel nicht zurückgesetzt wird, aber wobei man doch immer das zum Zweck hat, daß man von seinem Eigenen, von dem in der Welt Aufgefangenen, von dem in Worten Ausschweifenden abkomme, und das Nachdrückliche, Nüchterne erreiche, das uns der Geist in der Schrift vorgesprochen hat. Aber eben deswegen kann man sich nicht einem Jeden so anbequemen und gefällig machen, wie er es etwa gern hätte, weil wir uns in geistlichen Dingen und beim Vortrag geistlicher Lehren meist nach geistlichen Menschen zu richten haben, wie es diese durch Hilfe des - auch in ihnen wirkenden Geistes fassen , wenn es schon denen - in bloßer Naturkraft Stehenden weder so annehmlich und faßlich, noch auch so teuer und wert vorkommt. Dabei erfährt man freilich: nicht nur die Obersten dieser Welt, nicht nur die - in ihrer eigenen Art schon sehr aufgeblasenen Weltweisen, nicht nur die - auf ihren Ruhm verpichten Juden und ihre Anführer sind so blind in diesem Geheimnis, sondern überhaupt jeder bloß in seiner Naturkraft stehende, und noch nicht unter die Arbeit des Geistes gebeugte Mensch nimmt und faßt das nicht, was der Heilige Geist im Evangelium lehrt, und zu dessen Verklärung der Heilige Geist nur in die Welt gesandt ist, und wozu Ihn Jeder braucht, bei dem es zu einer fruchtbaren Aufnahme göttlicher Wahrheiten in sein Herz kommen soll. Ist denn also des Menschen Naturkraft, Vernunft und Denkungskraft, das darin erlangte Geschick am Glauben und Annehmen geistlicher Dinge hinderlich? Den natürlichen Menschen muß man freilich immer auch zugleich als einen verdorbenen Menschen betrachten, der sich in seiner verdorbenen Eigenliebe zu viel traut. Der auf seine natürliche Kraft, deren Einsicht und Prüfung mehr nimmt, als er sollte, und darüber in Abneigung gegen geistliche Dinge gerät. Ein bloß vernünftiger Mensch, wenn er nicht auch zugleich ein verdorbener Sünder wäre, würde keine einzige Wahrheit für Torheit achten. Aber in der bloßen Vernunft stehen, und dabei in der eigenliebigen Ungerechtigkeit stecken, das bringt solche Folgen, wie der Apostel sagt. Ein natürlicher und bloß vernünftiger Mensch käme nicht auf die Geheimnisse des Geheimnisse des Geistes GOttes; einem natürlichen und noch dazu verdorbenen Menschen sind sie erst nicht anständig, auch, wenn man sie ihm sagt, so lange er sich vom Geist GOttes nicht in die Überwindung seiner Vorurteile hineinleiten läßt. Das natürliche Verderben aber muß man nicht in einem solchen Verfall und Gefangenschaft unter die fleischlichen Lüste suchen, daß es nur bei einigen gar mißratenen Menschen sich so fände. Sondern Alles, was noch außer dem Geiste GOttes und seiner Kur steht, heißt der natürliche Mensch, und der Mangel der erleuchtenden Gnade hat bei einem Jeden solche leidigen Folgen. Nicht just ausschweifende Lust des Fleisches, sondern auch Weisheit nach dem Fleisch, Worte menschlicher Weisheit führen vom Kreuz Christi ab, erregen eine Widrigkeit wider die - vom Geist GOttes herstammenden Lehren, und oft auch wider die Einfalt seines Vortrags. Daß es aber gar heißt: es sei ihm eine Torheit, und könne es nicht erkennen, so hat es damit freilich seine Stufen. Manche lassen ihre Vorurteile so Meister werden, daß sie göttliche Wahrheiten auch mit Worten verwerfen, und bei ihnen Herz, Mund und Werke in ungläubiger Verleugnung geistlicher Dinge Eins sind. Bei Anderen aber kommt es nicht so weit, aber sie behandeln geistliche Dinge gleichwohl so nachlässig, daß es sie nicht der Mühe wert zu sein dünkt, ihre gewohnten Vorurteile abzulegen, oder bei Anderen etwas darüber zu wagen. Andere gestehen geistliche Dinge und ihre Wahrheit gar zu, haben aber doch keinen vom Geist GOttes gewirkten und zu ganzer Veränderung ihres Sinns kräftigen Glauben, und das, was sie in diesem fleischlichen Sinn bei sonst vorgegebenem Glauben aufhält, muß doch auch eine Feindschaft wider das Licht sein, dabei man nicht im Stande ist, geistliche Dinge Geistlich zu richten und mit einem vom Geist GOttes erleuchteten Sinn, nach dem vom Geist GOttes im Wort GOttes vorgesprochenen Urteil mit selbigem Augenmaß und genauem Unterschied. Wer aber durch den Geist GOttes zur Erkenntnis, Glauben und Gehorsam der Wahrheit gebracht ist, und täglich unter der Anleitung desselben lernt, was uns von GOtt gegeben ist, der richtet Alles, was ihm zu Erkenntnis und Dienst GOttes Gehöriges angetragen wird, zwar nicht just mit völliger Unbetrüglichkeit, aber doch nach einem richtigen Grund, mit Bedacht nichts Ungeprüftes anzunehmen, das Beste zu erwählen. Und darin ist er Niemands Urteil unterworfen, noch verbunden, sich davon richten zu lassen, sondern ist über andre Urteile erhaben, und von denselben nicht zu unterdrücken. Denn mit der Kraft: Wer hat des HErrn Sinn erkannt? Wer will ihn unterweisen? Wir aber haben Christi Sinn ; kann ein jeder Schüler, der von GOtt und seinem Geist gelehrt ist, sich über viele tausend menschliche Urteile, und was Jeder aussetzen will, hinüberschwingen, und in dem ruhen, was Christus von dem gnädigen Willen seines Vaters zu der Menschen Seligkeit verkündigt hat. Aber freilich täglicher Umgang mit GOttes Wort, Abgeschiedenheit von allem Gesuch der Ehre bei den Menschen, Inbrunst im Gebet, vertragsame Liebe gegen Andere, gehört dazu, daß man diesen Ruhm: wir haben Christi Sinn , würdiglich führe. O GOtt! Unterweise mich durch Deinen Geist, so lebe ich.
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